Wer sind Baptisten?
Es gibt weltweit rund um 170 Millionen Baptisten in 126 Ländern. Die Baptistengemeinde Bad Ischl gehört also einer großen und globalen Bewegung. Wir sind auch die älteste Freikirche – es gibt Baptisten seit 1609.
Baptisten sind protestantisch – das heißt, dass sie sich der Wahrheiten der Reformation anschließen (Allein Christus; Allein der Glaube; Allein die Schrift; Allein die Gnade!). Wir glauben, dass Gott immer den entscheidenden Schritt zu uns Menschen macht und dass wir Nichts zu unserer Erlösung beitragen können.
Wir sind auch freikirchlich: die Mitgliedschaft in einer Freikirche ist eine bewusste Entscheidung, sich an dieser Gruppe anzuschließen. Wir glauben an die Trennung zwischen Staat and Kirche und die Religionsfreiheit eines jeden Menschen. Die Freikirchen in Österreich sind seit 2013 in Österreich staatlich anerkannt.
Aber es gibt auch andere Eigenschaften, die Baptisten ausmachen. Einige davon wurden in den sogenannten Baptist Principles festgehalten:
- die Bibel als Gottes Wort, daher alleinige Regel und Richtschnur für Glauben und Leben
- die Gemeinde der Gläubigen, daher die Notwendigkeit von Mission und Evangelisation
- die Taufe auf das Bekenntnis des Glaubens, daher Verbindung von Taufe und Gemeindemitgliedschaft
- das allgemeine Priestertum aller Gläubigen, daher keine Ämterhierarchie (Rangordnung)
- die Selbständigkeit der Ortsgemeinde, daher Gemeindeleben in eigener geistlicher Verantwortung und gleichzeitig Einbindung in einen Gemeindebund
- Glaubens- und Gewissensfreiheit, daher Trennung von Kirche und Staat
Der Fachkreis Kirche21 des deutschen GJWs hat vor Kurzem diese Baptist Principles für die moderne Welt umgeschrieben und sind zum folgenden Text gekommen:
Baptist*innen sind Menschen, die …
… von Gott zur Freiheit berufen sind und in Verantwortung vor Gott und ihrem eigenen Gewissen Jesus nachfolgen!
… als an Jesus Christus Gläubige – das schließt alle ein, die sich als Christ*innen verstehen – unmittelbar mit Gott verbunden sind und untereinander gleichwertig sind. In ihrer Gemeinschaft sind alle Dienste/Ämter/Funktionen gleichwertig und stehen allen offen.
… sich für die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und der Religionsausübung einsetzen und für die Trennung von Kirche und Staat eintreten.
… die Liebe Gottes zum Menschen und die Versöhnung mit Gott feiern und Menschen taufen, die ihren Glauben an Jesus Christus aus freiem Willen bekennen.
… als Gemeinschaft der Glaubenden am Wirken Gottes in der Welt teilhaben, indem sie durch ihr Leben die Güte Gottes vermitteln und sich für Gerechtigkeit einsetzen.
… die Bibel als Gottes Wort in Menschenwort verstehen und ihren Glauben und ihr Leben allein an ihr orientieren.
… sich in selbstständigen Gemeinschaften lokal organisieren und sich regional und weltweit vernetzen.
Fachkreis Kirche 21 des Gemeindejugendwerks (GJW)
Religionsfreiheit
Als Baptisten glauben wir, dass jede Person die Freiheit hat, sich selber für oder gegen Glaube zu entscheiden. Diese tiefe Überzeugung hat einige Auswirkungen.
Erstens: wir taufen nur Erwachsene bzw. religionsmündige Jugendliche, die sich bewusst für das Evangelium entscheiden. Bei einer baptistischen Taufe wird nach der Praxis der frühsten Christen den ganzen Körper untergetaucht. Damit wird die Geschichte eines jeden Christen sichtbar: man legt das alte Leben ab (das Untertauchen) und nimmt das neue Leben in Jesus Christus an (das Auftauchen).
Zweitens: Baptisten setzen sich seit über 400 Jahren sowohl für die Trennung von Kirche und Staat als auch für die Religionsfreiheit aller Religionen ein. Schon 1610 schrieb der britischer Baptist Thomas Helwys folgende Worte:
„denn die Religion der Menschen zu Gott besteht zwischen Gott und ihnen selbst, der König soll dafür nicht Rede stehen, noch soll der König Richter sein zwischen Gott und Mensch. Sollen sie doch Ketzer, Türken, Juden oder sonst etwas sein, es steht der irdischen Macht nicht zu, sie deshalb auch nur im Geringsten zu bestrafen.“
Thomas Helwys, 1610
Das ist eine der frühsten Forderungen nach universalen Menschenrechten. Für diese Überzeugung wurden Baptisten in der Vergangenheit oft verfolgt. Menschenrechte und Gerechtigkeit für die schwächsten auf unserer Welt sind den Baptisten auch heutzutage wichtig. Martin Luther King Jr gehört zu den bekanntesten Baptisten des 20. Jahrhunderts.
Baptisten in Österreich
Die erste Baptistengemeinde in Österreich wurde schon 1869 gegründet. Mehr als 3.000 in Österreich lebende Menschen besuchen wöchentlich baptistische Gottesdienste. Jede Baptistengemeinde ist autonom und regelt sein eigenes Leben. Diese selbstständigen Gemeinden gehören dem Bund der Baptistengemeinden in Österreich (BBGÖ). Der Bund der Baptistengemeinden in Österreich war 2011 ein Gründungsmitglied der Freikirchen in Österreich, eine in Österreich anerkannte Kirche.
Der BBGÖ ist auch Mitglied der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF) und der Baptist Weltallianz (BWA).